Der Reiz des Verbotenen

Ein junges Paar unternimmt eine Rundreise in einem Wohnmobil durch Schweden. Dank des Jedermannsrechts sind die beiden nicht genötigt, für jede Übernachtung einen Campingplatz aufsuchen, sondern dürfen auch schon einmal die eine oder andere Nacht auf privatem oder öffentlichen Grund verbringen.

Sanitäre Bedürfnisse kommen hierbei dennoch nicht zu kurz, da das Wohnmobil mit Dusche und Chemietoilette komfortabel ausgestattet ist. Praktischerweise stellen in Schweden viele auf öffentlichen Parkplätzen befindliche Toilettenhäuser eine Möglichkeit bereit, eben jene Chemietoiletten zu entleeren und zu reinigen.

Auch auf einem Parkplatz kurz vor Jönköping findet das Paar solch eine Einrichtung vor, die sich diesmal in einer Nische an einer dem Parkplatz abgewandten Seite des Toilettenhäuschens befindet.
Als das Paar mit seiner Chemietoilette um die Ecke biegt, stellt der Anblick der Entsorgungsapparatur die beiden jedoch vor ungeahnte Hürden. Neben diversen Schläuchen und Hähnen – einer von ihnen reckt sich nach oben gerichtet im diagonalen Winkel dem Betrachter entgegen – präsentieren sich dort auch diverse Knöpfe und Hebel, deren ordnungsgemäße Handhabung sich nicht auf den ersten Blick erschließt.

Nachdem das Paar die Instrumentarien eine Zeit lang ratlos betrachtet hat, fällt der Frau auf, dass sie das erforderliche Desinfektionsmittel für die Chemietoilette im Wohnmobil vergessen haben. Mit einem Blick auf das verwirrende Konglomerat an Knöpfen, Hebeln und Hähnen schärft sie ihrem Mann ein, noch nicht alleine tätig zu werden, sondern zunächst ihre Rückkehr abzuwarten.

Nach einer knappen Minute biegt die Frau mit dem Desinfektionsmittel in der Hand erneut um die Ecke des Toilettenhäuschens und findet ihren Mann in derselben Pose vor, in der sie ihn auch verlassen hat – allerdings diesmal tropfnass. Seine Kleidung klebt an ihm und in kleinen Rinnsalen läuft das Wasser über seine Haut, tropft von Nase, Wimpern und Ohren.

Ganz offensichtlich hat der Mann der Versuchung dann doch nicht widerstehen können. Und mit dem ihm eigenen Instinkt für Katastrophen hat er sich ausgerechnet den Wasserhahn ausgesucht, der eigentlich zum Ausspülen der zuvor entleerten Chemietoilette gedacht und daher steil nach oben gerichtet ist.